Alle Mäuse schmecken gleich ?!
Wie schmeckt eine Maus?
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Quietsch mit toter Feldmaus (November 2003)
Wie schmeckt wohl diese Maus?
Immer wieder wird von Katzenhaltern, aber auch von manchen Tierärzten oder sonstigen "Experten" behauptet, Katzen bräuchten keine Abwechslung im Geschmack ihrer Nahrung, man könne ihnen also unbesorgt ihr Leben lang täglich morgens und abends dieselbe Sorte Trockenfutter vorsetzen. Mäuse würden ja schließlich auch alle gleich schmecken.

Ich bin mir sicher, daß keiner dieser Experten je auch nur eine einzige Maus selbst gegessen hat, geschweige denn zwei hintereinander um den Geschmack zu vergleichen.

Ich für mein Teil bin davon überzeugt, daß jede Maus anders schmeckt abhängig von der Art (Hausmaus, Feldmaus, Wühlmaus, Waldmaus, Spitzmaus...), der Nahrung, von der sie sich hauptsächlich ernährt hat (Gras, Gemüse, Obst, unterirdische Knollen und Wurzeln, Getreide, Samen, Nüsse, Küchenabfälle vom Kompost, Insekten und Würmer...) und natürlich dem, was sie zuletzt gefressen hat und damit ihren Magen- und Darminhalt ausmacht.

Waldmaus in Falle (Frühjahr1982)
Eine Maus (hier eine Waldmaus) besteht aus mehr
als einem Dutzend verschiedener Körpergewebe...
Außerdem stellt eine Maus keine geschmacklich einheitliche Masse dar, vielmehr ist sie eher so etwas wie ein Appetithäppchen-Buffet. Sie besteht aus Fell, Haut und Knochen, aus Fleisch, Bindegewebe, Fett und Blut. Jede Maus hat ein Herz, zwei Lungenflügel, einen Magen und Darm samt Inhalt, eine Leber, eine Milz, zwei Nieren und Geschlechtsorgane. Eventuell ist sie auch gerade trächtig oder säugend. Jedes dieser Körpergewebe hat einen anderen Geschmack.

Jetzt wird der eine oder andere sagen, all das ist in dem Trocken- oder Dosenfutter ja auch drin. Es ist aber ein erheblicher Unterschied, ob die einzelnen Nahrungsbestandteile in ihrem Eigengeschmack noch wahrgenommen werden können, oder ob alles so fein gemust und durchmischt ist, daß nur noch ein Einheits- und Durchschnitts-Geschmack erkennbar ist.
Waldmaus in Falle (Frühjahr1982)
... und ist ein richtig süßes Tier. Eigentlich sollten
Katzen lieber was anderes fressen!
Man stelle sich den Gast im Restaurant vor, der ein Filetsteak medium mit Kräuterbutter, Prinzesskartöffelchen und Speckböhnchen bestellt, und dann einen Teller mit einem Berg Pampe und einem Löffel vorgesetzt bekommt mit der Erklärung, man hätte nur mal alles noch kurz mit dem Mixer zerkleinert, damit die Nährstoffe gleichmäßiger verteilt sind und er weniger Arbeit mit dem Kauen hat. Noch begeisterter wird dieser Gast sein, wenn auch gleich noch seine Vorsuppe "Zwiebelrahm mit Sahnehäubchen und Croutons" sowie der Nachtisch "Früchte-Eisbecher Tropical mit Amaretto" mit untergemixt wurden.
Mäuse-Reste (September 2004)
Überreste einer
Mäuse-Mahlzeit:
Kopf und Magen

Eine Maus ist für die Katze eine Sammlung einzelner, verschieden schmeckender Häppchen. Sie kann sie je nach Appetit in einer bestimmten Reihenfolge fressen. Sie kann auswählen, was davon sie fressen und was sie nicht fressen möchte. Sweety läßt z.B. von fast jeder Maus den Magen zurück, Grünzeug mag er nicht. Manchmal läßt er auch noch andere Teile übrig, manchmal frißt er aber auch den Magen mit (wenn die Maus gerade was Leckeres gefressen hatte?). Bei den üblichen Trocken- und Dosenfuttern kann die Katze das nicht. Besonders die sogenannten hochwertigen Premium-Futter sind üblicherweise so fein zerkleinert und einheitlich "homogenisiert", daß garantiert jeder Bissen gleich schmeckt. Bei manchen Billigfutter-Sorten sollen unterschiedlich geformte oder gefärbte Bröckchen zumindest beim Katzenbesitzer den Eindruck erwecken, sie hätten auch unterschiedlichen Inhalt und Geschmack. Ob das wirklich immer so ist wage ich zu bezweifeln.

Quietsch beschnuppert eine Maus (November 2003)
Eine Katze kann Gerüche
erkennen, die der Mensch
nicht wahrnehmen kann
Ich glaube es ist überflüssig an dieser Stelle auch noch zu erwähnen, daß sich Katzen "in der Natur" nicht nur von Mäusen ernähren, sondern auch von Vögeln, Eidechsen, Amphibien, Fischen, Insekten, Spinnen und evt. auch Regenwürmern. Daß diese Beutetiere alle gleich schmecken wird wohl niemand behaupten wollen.

Darüber hinaus hat eine Katze einen wesentlich empfindlicheren Geruchssinn als der Mensch. Sie kann Gerüche und damit auch Geschmacksnuancen erkennen und unterscheiden, die der Mensch nicht wahrnehmen kann. Es ist meiner Meinung nach ein Ausdruck bemerkenswerter Naivität (oder Bequemlichkeit?) zu glauben, ein Tier mit einem derart hochentwickelten Geruchssinn habe nicht das Bedürfnis nach Reizung dieses Sinns und nach Nutzung seiner Fähigkeiten.

Gerade für Wohnungskatzen, die in relativer Reizarmut leben mit der Gefahr von Langeweile und als Folge Resignation und Depression, bedeutet ein Einheitsbrei-Futter mit ständig gleichem Geschmack den Entzug eines weiteren Umweltreizes und damit eine weitere Einschränkung ihrer Lebensqualität.

Aus tierschutzrechtlichen Gründen möchte ich erwähnen, daß die beiden auf dieser Seite abgebildeten lebenden Mäuse unverletzt gefangen und nach den Photoaufnahmen gemeinsam in einen geräumigen Mäusekäfig entlassen wurden. Dort wurden sie von mir über mehrere Wochen hin mit artgerechtem Futter sowie mit Schlagsahne und Nutella ernährt.

Leider fiel der vorwitzige Mäusebock (rechtes Photo) einem Unfall zum Opfer, als meine Urlaubsvertretung (ich weilte auf Kreta) beim Reinigen des Käfigs aus Versehen das Tier zwischen Gitter und Bodenwanne einklemmte, was dieses nicht überlebte.

Zur Gesellschaft für die scheue Mäusedame (linkes Bild) besorgte ich daraufhin eine Hausmaus aus dem Zoogeschäft. Trotz unterschiedlicher Herkunft und Lebensweise (die Waldmaus stammte vom Komposthaufen) freundeten sich beide schnell an und schliefen immer gemeinsam im selben Häuschen.

Leider trug die Waldmaus wohl einen Krankheitserreger in sich, der ihr selbst nichts anhaben konnte, gegen den die seit tausenden von Generationen im Käfig gezüchtete Hausmaus aber jede Abwehrkraft verloren hatte. Sie wurde zunehmend apathischer, blähte auf, fraß nicht mehr und lag schließlich eines Morgens tot unter dem Laufrad.

Um weiteres Mäusesterben zu verhindern entschloß ich mich, die Waldmaus am Komposthaufen wieder frei zu lassen. Als Abschiedsgeschenk legte ich ihr noch eine halbe Walnuss-Schale mit Nutella hin, die sie dankbar zwischen die Zähne klemmte und mit sich trug als sie verschwand. (So geschehen in Stuttgart 1982)

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Januar 2004


www.kretakatzen.de 19.09.2004 Top