Pflegekätzchen aus Kreta
Ein Erfahrungsbericht

Ein typisches Kretakätzchen - von Hautpilz, Verwurmung und Durchfall gezeichnet (Ivan, September 2001) Da ich in den letzten Jahren mehrfach Kätzchen aus Kreta in Pflege hatte, bin ich gebeten worden für zukünftige oder potentielle Pflegestellen meine Erfahrungen aufzuschreiben. Dazu möchte ich zuerst bemerken, daß ich bestimmt nicht die erfahrenste Kretakatzen-Pflegestelle bin, es gibt sicher Tierschutzvereine und auch Privatpersonen, die schon länger und häufiger als ich Kretakatzen in Pflege hatten. Als ich im Juni 2000 erstmals Katzen aus Kreta mit zu mir nach Hause nahm (eine halbverhungerte, verletzte Katzenmutter mit 2 Jungen, die wir an unserem Urlaubsort in einem Hinterhof gefunden hatten), hatte ich weder besondere tiermedizinische Kenntnisse noch Erfahrung in der Pflege kranker, geschwächter oder von Parasiten befallener Katzen. Nicht viel besser ging es meinem Tierarzt, der offensichtlich ebenfalls keine Erfahrung mit südländischen Katzen hatte und von dem ich immer wieder Sätze zu hören bekam, die mit "Das habe ich ja noch nie erlebt, daß..." begannen:

"Das habe ich ja noch nie erlebt, daß so kleine Kätzchen schon so voller Bandwürmer sind!", "Das habe ich ja noch nie erlebt, daß ein so kleines Kätzchen schon rollig wird!" (Das Kätzchen war 5 Monate alt und wog etwa 2 kg) oder auch "Solche Würmer habe ich ja noch nie gesehen! Da weiß ich auch nicht, ob dieses Wurmmittel dagegen wirkt." (Hat es aber zum Glück).

Daher haben wir beide, mein Tierarzt und ich, schon mehr als einmal Fehler gemacht, die zur Folge hatten, daß Kätzchen (und auch meine eigenen Katzen) unnötigerweise krank wurden oder länger und schwerer krank waren, als nötig gewesen wäre. Damit nicht jeder die gleichen Fehler wieder machen muß, will ich hier zusammenstellen, was ich bisher mit Kretakätzchen für Erfahrungen gemacht habe und wie man meiner Meinung nach die zu erwartenden gesundheitlichen Probleme am besten in den Griff bekommt. Dabei möchte ich aber darauf hinweisen, daß auch ich mit jeder neuen Gruppe Kätzchen wieder neue Überraschungen erlebt habe und bestimmt auch noch weiter erleben werde, und daß auch ich noch längst nicht ausgelernt habe.

Zwischen Juni 2000 und Juni 2003 hatte ich insgesamt 24 Kätzchen im Alter zwischen 6 Wochen und 5 Monaten (bei Ankunft), einen schwanzamputierten Kater (ca. 2-3 Jahre alt) und eine fast blinde Katzenmutter (Alter über 10 Jahre und bereits gegen alle Arten von Viren, Bazillen und Parasiten immun, ich werde sie daher hier nicht weiter erwähnen) in 6 Gruppen bei mir in Pflege. Die Aufenthaltsdauer bewegte sich zwischen 5 Tagen (4 Kätzchen, die ich dann an eine andere Pflegestelle weitergab) und 4 Monaten bis zur Vermittlung. Einige habe ich immer noch, zum Teil weil wir sie einfach nicht mehr hergeben wollten ("Ach Mama, ob wir jetzt 3 oder 4 Katzen haben macht doch kaum einen Unterschied, und sie ist soooooo lieb...!"), zum Teil weil ich sie auch nach Monaten nicht vermitteln konnte. Hier erweist sich als problematisch, wenn das Kätzchen (z.B. aufgrund längerer Krankheit) bereits älter als 5-6 Monate ist oder wenn es sich um ein besonders ängstliches oder scheues Tier handelt ("Und wenn Sie sich dann hier auf den Boden legen und mit der Taschenlampe unter die Kommode leuchten, können sie das Kätzchen hinten rechts in der Ecke sitzen sehen..."). Auch Kätzchen, die potentielle neue Katzenbesitzer bei freundlicher Näherung mit Fauchen und drohend erhobener Pfote begrüßen sind nicht besonders beliebt. 2 meiner eigenen 5 Kretakatzen verdanke ich diesem Umstand. Aber das nur am Rande.

Von den 24 Kätzchen stammten 7 aus dem ehemaligen Tierheim auf Akrotiri (das im Januar 2002 geräumt werden mußte), 9 aus Silke Wrobel's Infoladen "Noah's kleine Arche" in Chania, 4 aus dem Katzenhaus (eingerichtet in Silke Wrobel's Wohnhaus) unter Aufsicht der Tierärztin Ines Leeuw und 4 waren noch nicht im Tierheim gewesen (2 hatte ich selbst 2 Tage im Hotelzimmer durchgefüttert und 2 packte ich direkt auf dem Weg zum Flughafen in einer Taverne ein). Einen Zusammenhang zwischen Herkunft und Gesundheitszustand oder nachfolgend auftretenden Krankheiten konnte ich nicht feststellen. Insgesamt waren 5 Kätzchen bereits kastriert (die meisten 4-5 Monate alten), 3 waren geimpft (nur Erstimpfung) und 1 war gechipt.

Gesundheitsprobleme

Bevor ich jetzt in der Folge seitenlang alle gesundheitlichen Probleme schildere, mit denen man bei Kretakätzchen rechnen muß, möchte ich ausdrücklich betonen, daß ich den Tierschützern auf Kreta, insbesondere Silke Wrobel, ihren festangestellten und freiwilligen Helfern und auch den Tierärzten, keinen Vorwurf daraus mache, daß fast alle Kätzchen krank bei mir ankamen oder innerhalb weniger Tage krank wurden. Ich kenne die Verhältnisse vor Ort und weiß deshalb, daß es unter den gegebenen Umständen schlichtweg nicht möglich ist, stabil gesunde Tiere zu verschicken! Die Masse der Tiere, der knappe Raum, die begrenzten finanziellen Mittel und die Tatsache, daß der Tag nur 24 Stunden hat machen es unmöglich, alle kranken, verletzten und geschwächten Tiere optimal zu versorgen und insbesondere so voneinander getrennt zu halten, daß eine ständige gegenseitige Ansteckung vermieden werden kann.

Aus eigener Anschauung weiß ich, daß auf Kreta keine erkennbar kranken Tiere in die Transportboxen gesetzt werden. Selbst wenn sich erst im letzten Moment herausstellen sollte, daß ein zur Verschickung vorgesehenes Tier erkrankt ist, wird es wenn nötig wieder aus der Transportbox geholt und durch ein anderes, augenscheinlich gesundes ersetzt. Trotzdem kann es bei der Masse der Tiere vorkommen, daß eine kurzfristig eingetretene Erkrankung übersehen wird. Der Transportstress und die Klimaumstellung tun ein Übriges, latent vorhandene Krankheiten zum Ausbruch zu bringen. Daran wird sich meiner Meinung nach auch durch ein neues Tierheim oder ein geändertes Management nichts Grundlegendes ändern lassen. Sicher gibt es einige Punkte, in denen die Versorgung und Behandlung der Tiere vor Ort verbesserungsfähig wäre, und weiter unten werde ich noch ein paar Bemerkungen dazu machen. Wollte man aber alle Kätzchen auf Kreta behalten, bis sie stabil gesund sind, käme man bei den meisten Tieren zu einer Aufenthaltsdauer und zu Behandlungskosten, die die Kapazität jedes Tierheims sprengen würden. Alternativ müßte man jedes Kätzchen, um die gegenseitige Ansteckungsgefahr zu minimieren, einzeln in einer Transportbox halten, was wohl auch kaum mit dem Tierschutzgedanken vereinbar wäre.

Ich sehe die Aufgabe des Tierheims auf Kreta deshalb vor allem darin, die Erstversorgung und Behandlung der Tiere sicherzustellen und sie in einen "transportfähigen" Zustand zu versetzen, was bereits schwierig genug ist. Tiere unter 8 Wochen sollten nach Möglichkeit nicht verschickt werden, da ihr Immunsystem noch nicht ausreichend entwickelt ist, um bei Kontakt mit fremden Krankheitserregern die nötigen Abwehrkräfte aufbringen zu können, unter Umständen mit fatalen (sprich tödlichen) Folgen für das Tier, wie ich leider selbst in einem Fall erleben mußte. Ansonsten sehe ich es als Aufgabe der Pflegestellen an, die Kätzchen in kleinen Gruppen individuell zu betreuen und zu pflegen, um sie nach einem Zeitraum von durchschnittlich ca. 3-4 Wochen parasitenfrei, stabil gesund und wenn möglich zumindest einmal geimpft in ein neues Zuhause zu vermitteln.

Impfungen

Zum Thema Verschicken von geimpften Kätzchen soviel: Von den 4 Kätzchen, die ich von Tierärztin Ines Leeuw bekam, waren 3 bereits geimpft, allerdings nur einmal. Bei einem der 3 war der Termin für die Nachimpfung bereits überschritten, alle 3 waren im optimalen Zeitraum für die Nachimpfung in einem Gesundheitszustand, in dem man sie nicht impfen konnte. Weil ich den Impferfolg nicht gefährden wollte ließ ich sie schließlich nachimpfen zu einem Zeitpunkt, zu dem sie noch nicht stabil gesund waren - ein Fehler, wie sich herausstellte. Kurz nach der Impfung hatten 2 der 3 plötzlich Fieber und mußten mit Antibiotika behandelt werden. Ich stehe daher auf dem Standpunkt: Lieber ein kräftiges, ungeimpftes Kätzchen als ein geimpftes, schwächelndes Skelett! Bevor man die Kätzchen auf Kreta impft, kastriert und chipt sollte man sie erst einmal gründlich entflohen und entwurmen (die geimpften Kätzchen waren allesamt Bandwurmzuchten, an denen man die Rippen zählen konnte!). Da die Krankheiten, gegen die geimpft wird (Katzenschnupfen, Katzenseuche, Tollwut), andere sind als die, an denen die Kätzchen üblicherweise erkranken, ist die Impfung auf Kreta für die Gesundheit der Tiere nicht von Vorteil. Auch die Katzenschnupfen-Impfung wirkt nach meiner Erfahrung nicht gegen den Schnupfen, den die Kätzchen aus Kreta mitbringen. Meine regelmäßig geimpfte deutsche Katze hat sich bei der ersten Kreta-Gruppe mit Schnupfen angesteckt und ist schlimmer erkrankt als die Kreta-Kätzchen.

Dazu muß man weiterhin wissen: Ein Kätzchen unter 3 Monaten muß für die Einfuhr nach Deutschland nicht geimpft sein, es braucht lediglich ein tierärztliches Gesundheitszeugnis, das nicht älter als 10 Tage sein darf. Ist das Kätzchen aber 3 Monate oder älter, muß es nicht nur geimpft sein, die Impfung muß auch bereits mindestens 4 Wochen zurückliegen. Das hat zur Folge, daß die Eintragungen in den Impfpässen (auch die Ungeimpften brauchen einen Impfpass, da er auch das Gesundheitszeugnis enthält) mit Vorsicht zu genießen sind. Auch 4 oder 5 Monate alte Kätzchen werden schon mal auf knapp 3 Monate "geschrumpft", damit sie noch ohne Impfung durchgehen. Meist weiß man ja sowieso nicht genau, wie alt das Tier wirklich ist, und viele sind durch Mangelernährung, Krankheit und Parasitenbefall in der körperlichen Entwicklung ohnehin 1 oder 2 Monate zurück. Kritischer ist da schon, wenn das Datum einer tatsächlich erfolgten Impfung im Impfpass angepaßt wurde, um die vorgeschriebenen 4 Wochen Abstand zu erreichen. Wenn das Kätzchen einen Impfpass hat, in dem eine Impfung eingetragen ist, ist es in jedem Fall ratsam auf Kreta anzurufen und nachzufragen, wann diese Impfung tatsächlich erfolgt ist, sonst führt man unter Umständen die Nachimpfung zum falschen Zeitpunkt durch! Außerdem sollte man sich auf keinen Fall durch eine bereits erfolgte Erstimpfung unter Zeitdruck setzen lassen, besser geht man davon aus, daß jedes Kätzchen noch zweimal geimpft werden muß.

Ektoparasiten

9 Kätzchen kamen bei mir mit lebenden Flöhen im Fell aus der Transportbox, wie viele Tiere Ohrmilben hatten kann ich nicht genau sagen, ich schätze es war die knappe Hälfte. 5 weitere Kätzchen waren zwar bei der Ankunft nicht akut von Flöhen befallen, nach 2-3 Wochen hatte sich ihr Fell dann aber "belebt" woraus ich schließe, daß sie Floheier oder Larven im Fell mit eingeschleppt hatten. Im Prinzip kann man davon ausgehen, daß jedes Kätzchen aus Kreta schon einmal Kontakt mit Flöhen hatte, weswegen man auch davon ausgehen muß, daß alle Kätzchen in irgend einer Form von Bandwürmern befallen sind (siehe weiter unten). In jedem Fall ist eine Behandlung gegen Flöhe erforderlich. Wenn kein akuter Befall vorliegt ist das aber mit der Anwendung von Program (siehe Hautpilz) bereits erledigt.

Würmer und Durchfall

Fast alle Kätzchen kamen verwurmt und mit Durchfall bei mir an, hier besteht auf Kreta noch echtes Verbesserungspotential! Vor allem die Bandwurmbehandlung scheint ein Stiefkind zu sein, mehrfach kamen Kätzchen mit deutlich erkennbaren Bandwurmgliedern im Kot oder am Po bei mir aus der Transportbox. Aber auch die Bekämpfung von Rundwürmern ist offensichtlich unzureichend. Eine Ursache dafür sehe ich darin, daß die Kätzchen - durch Mangelernährung, Krankheit und nicht zuletzt Verwurmung in der Entwicklung zurückgeblieben - oft für wesentlich jünger gehalten werden, als sie tatsächlich sind. Nach dem Motto "Ein so kleines Kätzchen kann noch keine Bandwürmer haben" oder "Einem so kleinen, schwachen Kätzchen kann ich keine so starken Mittel geben" wird dann viel zu lange mit leichten, nur eingeschränkt wirksamen Mitteln wie z.B. Banminth gearbeitet, mit der Folge, daß die Kätzchen klein und schwach bleiben, wenn nicht sogar kleiner und schwächer werden. Dazu zwei Beispiele:

Mausi kam aus Kreta mit seltenen Rundwürmern im Gepäck (August 2000) Ein auf Kreta mehrfach mit Banminth "entwurmtes" Kätzchen (ich hatte selbst beim Entwurmen geholfen) mußte bei mir in der ersten Woche 4 Tage lang mit Elektrolyt-Lösung künstlich ernährt werden, da es durch starken Befall mit einem seltenen, kleinen Rundwurm und den dadurch verursachten dünnflüssigen Durchfall mit Erbrechen so stark geschwächt war, daß es kaum noch laufen konnte und auch nicht mehr fraß. 2 Tage schwebte es in Lebensgefahr. Nach Entwurmung mit einem Avermectin (als Injektion beim Tierarzt, Spot-on wäre aber wahrscheinlich auch möglich gewesen) kam der Durchfall endlich zum Stillstand und das Tier begann wieder zu fressen.

Er hält den Rekord in täglicher Zunahme - 46% in 8 Tagen (Ivan September 2001) Ein kleiner Kater, nach meiner Schätzung ca. 4 Monate alt und bis dahin nur mit Banminth entwurmt, wog bei seiner Ankunft 980g. Nach sofortiger, gründlicher Entwurmung (Doramectin & Praziquantel gegen Rundwürmer und Bandwürmer) bestand ungefähr 24 Stunden lang sein Kot fast ausschließlich aus Bandwürmern (kein Mensch hätte gedacht, daß in ein so kleines Kätzchen so viele Bandwürmer passen!). Danach nahm er in 8 Tagen auf 1430g zu (das ist eine Erhöhung des Körpergewichts um 46%!), und das trotz Umstellungsstress, weiterhin starkem Durchfall und starker Verpilzung. Da er auf Kreta auch schon zu fressen bekommen hatte kann die starke Zunahme nur darauf zurückzuführen sein, daß er endlich keine Würmer mehr mit füttern mußte. Ein kleines, blindes Kätzchen, das ich mit ihm zusammen mitgebracht hatte, nahm übrigens im gleichen Zeitraum bei gleicher Behandlung von 740g auf 1050g zu (42% Zunahme).

Allgemein bietet das typische Kätzchen aus Kreta leider meist folgendes Bild: Oben ein Skelett, an dem man jeden Wirbel einzeln erkennen kann, und unten hängt ein aufgeblähter Wurmbauch dran. Nach Entwurmung mit einem Avermectin-Präparat gegen Rundwürmer und spätestens ab einem Alter von 12 Wochen zusätzlich einem Mittel gegen Bandwürmer kann man dann innerhalb von 2-3 Wochen eine merkliche Veränderung der Körperproportionen beobachten: Der Blähbauch verschwindet und oben kommt Fleisch auf die Rippen. Trotzdem hält der durch die Verwurmung verursachte Durchfall oft noch wochen- oder sogar monatelang an, je länger das Tier verwurmt war desto länger dauert es meist, bis sich der Darm regeneriert hat. Manche Wurmarten machen auch verschiedene Entwicklungsstadien durch, die durch den Körper wandern und dabei z.B. auch die Lunge befallen und Husten auslösen können. Da die Wurmmittel nicht immer alle Entwicklungsstadien dieser Würmer erreichen kann es bei anhaltendem Durchfall nötig sein, die Wurmbehandlung in Absprache mit dem Tierarzt in entsprechenden Abständen (2-4 Wochen) mehrfach zu wiederholen.

Eine wirksame Entwurmung der Tiere bereits auf Kreta sollte daher meiner Meinung nach oberste Priorität haben! Nur wurmfreie Kätzchen wachsen und gedeihen und haben dann auch die nötigen Abwehrkräfte, um Infektionen und Transportstress besser zu verkraften. Laut Packungsbeilage kann z.B. Stronghold bei Tieren ab einem Alter von 6 Wochen angewendet werden (natürlich in der angemessenen Dosierung). Wenn man bedenkt, daß eine Ampulle für 7,5 kg Katze (Preis in Deutschland knapp 7 EUR) auf eine Insulinspritze gezogen und entsprechend dosiert (0,1 ml je kg Körpergewicht) ausreicht, um 6-8 Kätzchen für 3-4 Wochen von Rundwürmern, Flöhen und Ohrmilben zu befreien, ist das doch vielleicht gar nicht mal sooo teuer.

Durchfall kann aber auch durch Kokzidien oder Giardien (einzellige Lebewesen im Darm) verursacht sein. Wenn trotz Entwurmung starker oder sogar blutiger Durchfall auftritt, sollte man diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Giardien-Infektionen können mit einem Fenbendazol-Präparat behandelt werden (z.B. Panacur, 50mg/kg Körpergewicht). Da dieser Wirkstoff in gleicher Dosierung auch gegen Rundwürmer wirkt, bietet es sich an, bei anhaltendem Durchfall zur Wiederholungs-Entwurmung auf ein Fenbendazol-Präparat umzusteigen. Allerdings ist hier eine längere Behandlungsdauer als zur Entwurmung erforderlich. Abweichend von den Informationen auf der Packungsbeilage (diese gelten für Hunde) empfiehlt z.B. der Hersteller von Panacur (Intervet) für Katzen eine Intervall-Therapie mit 5 Tagen Behandlung, 3 Tagen Pause und nochmals 5 Tagen Behandlung.

Kokzidien werden mit Sulfonamiden behandelt (früher Guanistrep-Paste, die gleichzeitig gegen weitere Durchfall verursachende Bakterien und Viren wirkt - soll jetzt durch diar-sanyl Paste ersetzt worden sein) oder dem speziellen Kokzidien-Mittel Appertex (einmalige Gabe von 1 Tablette/500g Körpergewicht). Ob eines meiner Pflege-Kätzchen Kokzidien oder Giardien aus Kreta mitgebracht hat, kann ich nicht sagen, da nie eine Kotuntersuchung (erfolgreich, siehe weiter unten) durchgeführt wurde. Ich habe aber all die erwähnten Mittel bereits mit mehr oder weniger großem Erfolg zur Durchfallbekämpfung eingesetzt.

Hautpilz

Befall mit Hautpilz (hier: microsporum canis) über dem rechten Auge (Sina Juli 2003) Von meinen 24 Pflegekindern kamen 4 bereits mit mehr oder minder starken Hautpilz-Symptomen an (kahle, rote, schuppige oder krustige Hautstellen, meist beginnend an Körperstellen mit wenig oder kurzer Behaarung wie Ohren, Kopf oder Pfoten). Dazu muß ich allerdings sagen, daß ich mir teilweise bewußt Katzen mit Hautpilz ausgesucht hatte. Aufgrund meiner eigenen Ahnungslosigkeit und der anfänglichen Sorglosigkeit meines Tierarztes steckte meine erste Gruppe Pilz-Katzen weitere 5 Katzen bei mir an (darunter auch meine 3 eigenen). Nachdem ich ab der zweiten Gruppe für die Neuankömmlinge strikte Quarantäne eingeführt und in jeder Gruppe alle Katzen, mit oder ohne Symptome, gemeinsam gegen Pilz behandelt habe ist es zu keiner Ansteckung mehr gekommen. Trotzdem ist bei 5 Kätzchen, die ohne Symptome aus Kreta kamen und auch bei mir keinen Kontakt zu Pilz-Katzen hatten, nach 1-4 Wochen in Deutschland Hautpilz ausgebrochen, eines der Kätzchen war zu diesem Zeitpunkt sogar bereits vermittelt. Die gleiche Erfahrung hat übrigens auch eine Pflegestelle in Stuttgart gemacht, dort hat ein bereits vermitteltes Kätzchen dann noch die ganze Familie bis zum Kleinkind mit angesteckt. Ich bin deshalb dazu übergegangen, jedes Kätzchen aus Kreta vom ersten Tag an prophylaktisch gegen Hautpilz zu behandeln. Verwendet man dazu das Mittel Program, hat man dabei auch gleich noch das Flohproblem erschlagen. Nach meiner Einschätzung liegt die Wahrscheinlicheit, daß ein unbehandeltes Kätzchen aus Kreta in Deutschland an Hautpilz erkrankt, bei mindestens 95%.

Leider mußte ich aber auch schon die Erfahrung machen, daß Program nicht gegen alle Arten von Hautpilz wirkt. Vielleicht handelte es sich dabei aber auch um einen Anwendungsfehler: Inzwischen habe ich erfahren habe, daß man Program unbedingt zusammen mit dem Futter oder direkt nach der Fütterung verabreichen soll, da es nüchtern nur sehr schlecht vom Darm resorbiert wird (als Tierhalter bekommt man ja oft vom Tierarzt seine Medikamente lose und ohne Beipackzettel in die Hand gedrückt und agiert dann "im Blinden"). Jedenfalls: Ein Kätzchen, das bei seiner Ankunft keine erkennbaren Symptome von Hautpilz zeigte und am 2. Tag von mir mit Program behandelt wurde, entwickelte nach 1 Woche eine wachsende Hautpilz-Stelle am Auge. Mein Tierarzt stellte fest, daß es sich dabei um den Pilz mikrosporum canis handelte (siehe Bild oben), der daran zu erkennen ist, daß er im Dunkeln grün fluoresziert (leider im Bild nicht zu sehen...). Dieser besonders aggressive Pilz mußte mit Griseofulvin-Tabletten (Likuden oder griseo 125) behandelt werden. Leider können diese Tabletten leberschädigend sein, weswegen man nicht dazu raten kann, sie bei allen Kätzchen vorbeugend einzusetzen. Die Behandlung eines erkrankten Tieres dauert 4 Wochen! (ca. eine Viertel Tablette je kg Körpergewicht täglich). Nicht erkrankte Tiere in der gleichen Gruppe müssen ebenfalls behandelt werden, hier reichen nach meiner Erfahrung aber ca. 14 Tage. Um die Ansteckungsgefahr für die noch nicht erkrankten Kätzchen möglichst gering zu halten und im Fell haftende Pilzsporen abzutöten ist es ratsam, die erkrankten Tiere ein- oder zweimal in einer Imaverol-Lösung zu baden (bzw. mit einem getränkten Wattebausch gut "durchzuweichen", gespreizte Pfoten gut eintauchen!). Nach jedem Imaverol-Bad und nach ca. 10-14 Tagen sollte die Umgebung mit einem pilztötenden Mittel desinfiziert werden, Teppiche und Decken im Raum sollten ausgetauscht und heiß gewaschen werden.

Wie schon erwähnt stecken sich die verpilzten Kätzchen nicht nur gegenseitig an, sondern können gegebenenfalls die ganze Familie von der Oma bis zum Baby sowie weitere im Haus gehaltene Säugetiere (Hund, Meerschweinchen etc,) mit infizieren. Auch nach Beginn der Behandlung muß man davon ausgehen, daß die Tiere noch mindestens 2 Wochen lang den Hautpilz übertragen können. Ich selbst hatte den Pilz inzwischen dreimal, mein Sohn zweimal. Aufgrund meiner Beobachtungen habe ich die Theorie entwickelt, daß der Katzen-Hautpilz so besonders ansteckend ist, weil die Katzen ihn mit den Krallen übertragen. Ein paar Pilzsporen auf gesunder Haut lösen keine Erkrankung aus, und eine Übertragung dieses Pilzes von Mensch zu Mensch habe ich auch noch nicht erlebt. Die Kätzchen aber ritzen sich gegenseitig und auch ihren Betreuern die Sporen mit den Krallen in die Haut, beim Spielen und Balgen, beim Treteln, oder wenn sie einem die Hosen hochklettern. Dabei durchdringen die feinen Krallen mühelos auch Kleidungsstücke. Es ist auffallend, daß die Pilzstellen genau an den Körperstellen auftreten, an denen Hautkontakt mit den Katzen(-Krallen) stattgefunden hat. Es ist also ratsam, in den ersten ein bis zwei Wochen den Kontakt mit den Kätzchen und ihren Krallen möglichst zu vermeiden oder sich ggf. danach gut zu waschen (aber wer wäscht sich schon jedesmal die Beine, nachdem er bei den Katzen war...). Evt. hilft es auch, den Kätzchen alle zwei Tage die Pfoten in eine Imaverol-Lösung zu tauchen. Trotzdem wird sich nicht immer ganz vermeiden lassen, daß man sich selbst mit Hautpilz ansteckt. Sollte sich also der eine oder andere "Mückenstich" im Laufe von ein paar Tagen zu einer roten, juckenden Fläche oder einem roten Ring ausweiten, kann dem mit einer rezeptfrei in der Apotheke erhältlichen Canesten-Creme oder Canifug-Creme abgeholfen werden. Wenn man allerdings (wie ich anfänglich) so unvorsichtig ist, täglich 5 verpilzte Kätzchen auf sich herum krabbeln zu lassen, ist man irgendwann so voller Pilzflecken, daß nur noch Tabletten schlucken hilft.

Katzenschnupfen

Das rechte Auge ist vom Katzenschnupfen gerötet (Sunny August 2000) Nur 1 Kätzchen kam mit deutlichen Symptomen von Katzenschnupfen (in diesem Fall gerötete, tränende Augen, siehe Bild rechts) bei mir an, dieses Tier steckte allerdings in der Folge weitere 7 Katzen und Kätzchen an, darunter auch meine eigene geimpfte. In dieser Gruppe, es war meine erste, gab es dann mehrere Fälle von hohem Fieber, die Kätzchen fraßen nichts mehr und mußten mit Antibiotika-Injektionen behandelt werden. Sicher auch aufgrund eigener Fehler hatte ich wochenlang damit Probleme, daß sich die Tiere ständig gegenseitig neu infizierten. In späteren Gruppen traten bei insgesamt 7 Kätzchen Symptome von Katzenschnupfen auf, meist 1-3 Tage nach der Ankunft. Da bei allen das Allgemeinbefinden nicht weiter beeinträchtigt war, konnte die Infektion durch Zugabe von Bisolvomycin-Pulver zum Futter (jeweils für die ganze Gruppe) ohne große Probleme behandelt werden, in hartnäckigen Fällen erhielten die Tiere zusätzlich für 2-4 Tage Antibiotika-Injektionen (Amoxicillin). Teilweise war für 2-3 Tage auch die Anwendung von Augentropfen erforderlich. Leider hat das Bisolvomycin-Pulver den Nachteil, daß es Durchfall auslösen oder verstärken kann, was bei Tieren, die bereits starken Durchfall haben, ein echtes Problem werden kann. Außerdem kann Bisolvomycin bei jungen Tieren u.U. die Zähne schädigen. Ich bin deshalb dazu übergegangen, Katzenschnupfen mit Amoxicillin in Tablettenform (Synulox) zu behandeln.

Katzenschnupfen ist nach meiner Erfahrung eine ernstzunehmende Infektionskrankheit, die so schnell wie möglich nach Auftreten der ersten Symptome (innerhalb der ersten 24 Stunden) mit einem wirkungsvollen Antibiotikum (Amoxicillin oder Bisolvomycin) behandelt werden sollte. Dann klingen die Beschwerden meist innerhalb von 2-3 Tagen ab (die Antibiotika sollten allerdings noch mind. 8-10 Tage darüber hinaus gegeben werden). Ist diese Infektion erst einmal einige Tage verschleppt, oder man hat anfänglich mit einem nicht gut wirksamen Antibiotikum behandelt, dann dauert es meist Wochen oder Monate, bis die Tiere gesund sind, und oft bleibt auch ein (zumindest kleiner) Dauerschaden zurück.

Einen solchen Fall hatte ich im Sommer 2003. Ein Kätzchen begann wenige Tage nach der Ankunft aus Kreta zu nießen. Ich ging zum Tierarzt und die Kleine bekam eine Amoxicillin-Spritze. Leider hatte der Tierarzt genau an diesem Tag seine letzten Amoxicillin-Tabletten (= Synulox) an jemand anderen gegeben, Bisolvomycin hatte er auch nicht da, und es war Freitag Abend. Neue Medikamente hätte er frühestens am Dienstag bekommen. Also gab er mir übers Wochenende Chloramphenicol (Suspension) mit. Das war leider garnicht gut. Nach der Amoxicillin-Spritze waren schon nach einem Tag bei dem Kätzchen fast alle Symptome verschwunden, am Sonntag kamen sie aber trotz Chloramphenicol zurück, und am Montag war der Schnupfen schon schlimmer, als er am Freitag gewesen war. Ich habe dann die Synulox-Tabletten vom Tierarzt noch besorgen lassen, aber es war wohl schon zu spät. Sie nützten kaum noch etwas, das Kätzchen nießte und schniefte wochenlang trotz der Behandlung. Von der neuen Besitzerin weiß ich, daß ihr Kätzchen immer wieder nießt und ihr Tierarzt meinte, es hätte wohl einen kleinen Dauerschaden behalten.

Das Präparat Synulox gibt es im übrigen auch als Suspension und war mir von verschiedenen Katzen-Experten in dieser Form empfohlen worden. Die Katzen würden das problemlos oder sogar gerne aufnehmen. Ich wunderte mich dann zwar, als ich auf der Packungsbeilage von leckerem Himbeer- und Zitronenaroma las (das Mittel schien eigentlich für Kinder gedacht zu sein) - mir war bis dahin nicht bekannt, daß Katzen solche Geschmacksrichtungen bevorzugen würden, aber na ja... Ich probierte diese Lösung dann zuerst bei meinem verfressensten Katerchen, der wirklich sonst alles verschluckte - mit dem Erfolg, daß er in noch nie dagewesenem Maße zu schäumen begann und etwa eine Viertelstunde lang Schaumfetzen und Speichelfäden in der Küche und im Treppenhaus an die Wände schleuderte. Ich war danach eine halbe Stunde lang mit Putzen beschäftigt. Den Rest der Flasche habe ich an eine der Damen verschenkt, die mir zu seinem Kauf geraten hatten. Mit den Tabletten (geviertelt und in einem Kügelchen aus leckerem Dosenfutter versteckt) hatte ich dagegen keine Probleme.

Sonstige Infektionskrankheiten

Unter diesen Punkt fallen die unangenehmen Überraschungen und die mittleren Katastrophen, unspezifische Infektionen oder Erkrankungen, deren Ursache oder Auslöser meist nicht ermittelt werden kann, die aber dafür um so fatalere Folgen haben können. 1 Kätzchen kam bereits mit einer solchen unspezifischen Erkrankung bei mir an, 5 Tiere erkrankten nach einigen Tagen oder auch erst nach Wochen, 2 davon kurz nach einer (vermutlich verfrühten) Impfung. In allen Fällen wurden die Kätzchen apathisch und fraßen nicht mehr, was bei unterernährten und geschwächten Tieren schnell lebensbedrohlich werden kann. 4 dieser 6 Kätzchen mußten daher für mehrere Tage künstlich ernährt und teilweise auch zwangsernährt werden, 3 wurden dazu zeitweilig stationär beim Tierarzt bzw. in einer Tierklinik aufgenommen. In keinem dieser Fälle konnte die Art oder Herkunft des Krankheitsauslösers geklärt werden (aus Kreta mitgebracht, auf dem Transport oder bei mir aufgeschnappt?) Da letztlich jeder Fall anders war, will ich die 6 Fälle hier kurz schildern:

Die Kätzin liegt mit 41° Fieber flach, der kleine Kater sitzt noch (September 2001) 2 Kätzchen aus einem Wurf, ca. 6 Wochen alt und bei der Ankunft topfit, wurden nach 3 Tagen apathisch und fraßen nicht mehr. Die Kätzin hatte Fieberschübe mit Temperaturen bis fast 41°C, der Kater hatte niemals auch nur erhöhte Temperatur. Weitere Symptome traten nicht auf. 3 verschiedene Tierärzte und auch die Stuttgarter Tierklinik waren ratlos. Nach 10 Tagen Antibiotika, Infusionen und Zwangsernährung starb der Kater an Entkräftung (im Bild links sitzt er noch), nur die Kätzin wurde gesund.

Ähnlich verlief der Fall eines ca. 7 Wochen alten Katerchens (2 Jahre später!), der ebenfalls topfit ankam und nach 3 Tagen plötzlich 40,8°C Fieber hatte, auch hier ohne sonstige erkennbare Symptome. Durch 3 Tage Injektionen mit einem Cocktail aus Antibiotika (Amoxicillin), Interferon (sauteuer, aber gut!), Petmun zur Steigerung der Immunabwehr und einem fiebersenkenden Mittel schaffte es mein Tierarzt, daß der Kleine trotzdem weiterhin selbständig fraß, so daß keine Zwangsernährung notwendig wurde. Nach 4 Tagen war das Kerlchen wieder fit.

1 Kätzin, ca. 7-8 Wochen alt und körperlich zurückgeblieben (Gewicht 530g), kam bereits apathisch an und fraß nicht. Da sie Durchfall hatte (eigentlich nichts ungewöhnliches) und bald darauf auch noch erbrach klingelte ich nachts um 10 Uhr meinen Tierarzt heraus, der beginnende Austrockung und Untertemperatur feststellte. Nach Elektrolyt-Injektion unter die Haut wurde mir das Kätzchen samt Wärmelampe und Kittenmilch-Pulver zur Zwangsernährung wieder mit nach Hause gegeben. Es erholte sich innerhalb von 2-3 Tagen (und weiteren Elektrolyt-Injektionen) überraschend schnell. Dazu muß ich noch erwähnen, daß es sofort nach der Ankunft mit Stronghold gegen den akuten Flohbefall und die Verwurmung behandelt worden war.

Mysteriöser Durchfall, Ursache ungeklärt - zum Glück hat sie es überlebt (Nadja November 2002) 1 Kätzin, ca. 3 Monate alt, bereits kastriert und bei der Ankunft auffallend fit und gesund wirkend (gut genährt und ohne Durchfall), bekam nach ca. 10 Tagen kurz nach einer Impfung Durchfall, der sich innerhalb von 3 Tagen trotz Behandlung katastrophal verschlimmerte und blutig wurde. Schließlich wurde sie wegen fortgeschrittener Austrocknung und Untertemperatur beim Tierarzt an den Tropf gehängt, wo ihr noch 2 Tage lang in viertelstündlichen Abständen schleimiges Blut aus dem After lief. Eine "Kotprobe" (Kot gab es eigentlich nicht mehr, nur noch Blut) konnte im Labor nicht ausgewertet werden, durch eine Blutuntersuchung mit Leukozytenzählung konnte aber zumindest Katzenseuche ausgeschlossen werden. Nach 3 Tagen am Tropf begann sie schließlich wieder zu fressen und erholte sich, hatte bis dahin aber bereits mehr als ein Drittel ihres Körpergewichts verloren (von über 1200g auf ca. 800g) und war nur noch ein Skelett. Weder bei mir noch auf Kreta gab es im betreffenden Zeitraum Fälle mit ähnlichen Symptomen, die Ursache wurde nie geklärt.

1 Kätzin, ca. 4-5 Monate alt, ebenfalls bereits kastriert und seit 3 Wochen bei mir in Pflege, bekam 2 Tage nach einer Impfung hohes Fieber und fraß nicht mehr. Das erste Antibiotikum, mit dem sie behandelt wurde, zeigte keine Wirkung, erst als am 3. Tag auf Lincomycin gewechselt wurde ging das Fieber zurück. Da sie schon relativ groß und kräftig war wurde keine Zwangsernährung notwendig.

Mehrfach konnte ich außerdem beobachten, daß Kätzchen die Symptome einer Blasenentzündung zeigten - in Minutenabständen setzten sie "Minipfützchen" von Tropfengröße ins Klo, wobei sie für jedes Pfützchen auffällig lange brauchten. Meist trat dies im Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung (z.B. Katzenschnupfen oder Durchfall) auf und verschwand nach 1-2 Tagen Antibiotika-Behandlung (Injektionen) wieder.

Im Übrigen sind nicht nur die Kretakätzchen von diesen unspezifischen Infektionen betroffen, genauso groß ist die Gefahr, daß sich die eigenen Haustiere (Katzen) anstecken. 10 Tage nach Eintreffen meiner ersten Kreta-Pfleglinge bekam meine eigene Katze Fieber, fraß nicht mehr und ihre Stimme war nur noch ein heißeres Krächzen. Nach 3 Tagen Antibiotika-Injektionen war sie zwar erst einmal wieder fit, danach bekam sie aber noch dreimal jeweils im Abstand von etwa 4 Wochen Fieberschübe, die allerdings von Mal zu Mal schwächer ausfielen. Von einem weiteren Arche-Noah-Mitglied weiß ich, daß ebenfalls wenige Tage nach Ankunft der neuen Kreta-Katze, einer 4-jährigen gesunden Kätzin mit allen nur erdenklichen Impfungen, ihr gesamter Katzenbestand von 4 Tieren nieste, hustete und wegen Fieber nicht mehr fraß.

Zu den tödlichen Infektionskrankheiten Katzenseuche, FIP, FIV (Katzenaids) und FeLV (Leukose) kann ich nur sagen, daß ich weder bei meinen Pflegekätzchen Fälle dieser Erkrankungen erlebt, noch bei meinen diversen Besuchen auf Kreta Krankheitsfälle gesehen oder von ihnen gehört habe. Ich habe allerdings auch nie Bluttests durchführen lassen.

Anforderungen an die Pflegestelle

Als ich im Sommer 2000 die ersten Kretakätzchen zu mir in Pflege nahm war das ein ziemlich kurzer Entschluß, ich muß zugeben, daß ich vorher nicht besonders viel darüber nachgedacht hatte. Es war eine Verkettung von Umständen, die mich dazu brachte, und da diese Geschichte ziemlich lang ist werde ich sie an anderer Stelle erzählen (in den Katzen-Bildgeschichten unter Shiva - oder wie alles begann). Ich dachte etwa 25 Jahre Erfahrung mit Katzen, meine Liebe zu diesen Tieren und ein Haus mit Platz sollten ausreichen, diese Aufgabe in den Griff zu bekommen. Daß ich mir manches einfacher vorgestellt hatte, viele Fehler gemacht habe, immer wieder neue Überraschungen erlebte und manchmal auch kurz vor dem Verzweifeln war, habe ich an anderer Stelle schon erwähnt.

Neben der Voraussetzung, daß man ein großes Herz für Tiere braucht, dazu viel Geduld (die ich meist nicht habe) und Nerven wie Drahtseile (und einen ausreichend großen Geldbeutel, nicht nur für Futter, Streu und Tierarzt, es wird auch so manches in der Wohnung stark strapaziert...), sollte man auch die nötige Zeit aufbringen können. Die Verabreichung von Tabletten, Tropfen oder Pasten morgens und abends (oft an unwillige Patienten), dazu die Tierarztbesuche, aber auch Desinfektions- und Reinigungsaktionen sind mit einem nicht unerheblichen Zeitaufwand verbunden. Außerdem sollte man sich natürlich die Zeit nehmen, sich mit den Tieren zu beschäftigen. Besonders kritisch wird es, wenn ein Kätzchen plötzlich zum Intensivpatienten wird und etwa Zwangsernährung in 2-stündigen Abständen erforderlich macht. Ist man selbst berufstätig und hat nicht gerade Urlaub braucht man in einem solchen Fall einen hilfsbereiten Tierarzt (selten und teuer) oder eine sonstige Abgabemöglichkeit. Wie ich schon vorangehend beschrieben habe: Es werden niemals absichtlich kranke Tiere verschickt, aber das fitteste Kätzchen kann aus unerklärlichen Gründen innerhalb von Stunden zum Intensivpatienten mutieren, ich habe es mehr als einmal erlebt. Und auch ohne daß dieser schlimmst mögliche Fall eintritt ist es gut, einen verständnisvollen Chef zu haben, wenn man häufiger morgens später kommt und dafür abends früher geht, weil man noch zum Tierarzt muß.

Erforderliche Ausstattung

Wie sollte eine auf alle Katastrophen vorbereitete Pflegestelle ausgestattet und eingerichtet sein? Hier meine Vorschläge, die sicher noch verbesserungsfähig sind:

Zuerst einmal braucht man einen leicht zu reinigenden Raum, in dem die Kätzchen ohne Kontakt zu anderen Tieren oder Kleinkindern untergebracht werden können. Zumindest für die ersten 1-2 Tage sollte der Raum auch abwaschbar und desinfizierbar sein, im Zweifelsfall heißt das: Das Badezimmer. Hier lassen sich tote Flöhe und Floheier, Schuppen und Krusten von verpilzten Hautstellen, Rotzfetzen aus verschnupften Katzennasen, erbrochene Wurmzuchten und Mißgeschicke durchfallgeplagter Patienten am besten zusammenputzen. Vorhandene Badeteppiche sollten möglichst heiß waschbar sein. Sind nach 1-2 Tagen die Flöhe und Floheier ausgekämmt und die Tiere sind nicht von Hautpilz befallen und auch nicht stark verschnupft (was allerdings nicht sehr wahrscheinlich ist), kann auch ein anderer Raum zur Unterbringung dienen, auf jeden Fall sollten die Tiere aber mindestens für 2-3 Wochen von den eigenen Haustieren strikt getrennt gehalten werden, nach jedem Kontakt sind möglichst die Hände zu waschen.

Dann braucht man natürlich die Grundausstattung für jeden Katzenhalter, also diverse Futter- und Wassernäpfe, darunter sinnvollerweise auch größere Schalen, aus denen mehrere Kätzchen gleichzeitig fressen können, und eine entsprechende Zahl Katzenklos, wobei bedacht werden sollte, daß bei Durchfall der Anspruch an Klofläche und der Verbrauch an Katzenstreu besonders hoch sein können.

Ein Schlafkörbchen, ausgelegt mit möglichst heiß waschbaren Lumpen oder alten Handtüchern, sollte auch nicht fehlen, evt. kann dazu auch eine entsprechend große Transportbox dienen. Da die Kätzchen sich nicht immer alle kennen oder mögen kann es unter Umständen notwendig sein, mehrere Körbchen aufzustellen. Einmal hatte ich eine Gruppe von 4 Kätzchen, für die ich 4 Körbchen aufstellen mußte (im Badezimmer konnte man kaum noch laufen), da auch keine zwei Tiere zusammen in einem Korb liegen wollten. Mindestens eine Schlafgelegenheit sollte bei Bedarf mit einem Heizkissen oder einer Wärmelampe ausgerüstet werden können.

Dosen- und Trockenfutter sollte möglichst hochwertig und leicht verdaulich sein, die Tiere sind ohnehin meist bereits von Durchfall geplagt, und die Klima- und Futterumstellung können das ganz schnell noch verstärken. Bei starkem Durchfall ist es u. U. ratsam, entsprechendes Diätfutter vom Tierarzt zu besorgen (ist aber sauteuer!), ansonsten habe ich mit Dosenfutter in Paté-Form (heißt manchmal auch Pastete) die besten Erfahrungen gemacht, im Zoogeschäft gibt es da bezahlbare Sorten z.B. von Miamor. Natürlich kann man auch selbst Hühnchen oder Fisch mit Reis kochen, ich selbst hatte aber immer wenig Erfolg damit, die Kätzchen wollten meine eigenen Kreationen nie so recht fressen (ich bin halt eine miserable Köchin!). Mit heißem Wasser angerührter Magerquark als Zusatzangebot oder Zwischenmahlzeit wird dagegen meist gerne genommen. Außerdem macht es Sinn, eine Vitaminpaste im Angebot zu haben, darin lassen sich auch vortrefflich (ggf. zerbröselte) Tabletten verstecken.

Quarantäne im Badezimmer muß nicht langweilig sein (Quietsch September 2000) Spielzeug sollte möglichst desinfizierbar sein (z.B. Tischtennisbälle), oder man verwendet neues "Einmalspielzeug" (z.B. kleine Stoffmäuse), das man, wenn bis dahin noch nicht total zerlegt, bei der Vermittlung den neuen Katzenbesitzern mitgeben kann. Ansonsten besorgen sich die Kätzchen ihr Spielzeug auch selbst aus dem Abfalleimer oder vom Klopapier-Halter (siehe Bild rechts). Eine Kratzmatte oder ein kleiner Kratzbaum im Badezimmer schont die Badeteppiche, sollte aber in jedem Fall vor bzw. nach Gebrauch gründlich gereinigt werden. Eine halbwegs präzise Küchenwaage dient zur Gewichtskontrolle und hilft bei der richtigen Dosierung von Medikamenten. Wozu ein Flohkamm gebraucht wird, erklärt sich von selbst.

Katzenapotheke

Die Katzenapotheke für die Erstversorgung sollte meiner Meinung nach folgenden Inhalt haben: (wozu ich bemerken muß, daß ich im zwangsweisen Verabreichen von Tabletten, Pasten und Flüssigkeiten nicht besonders geschickt bin, weswegen ich mich auf die zugegeben teureren Spot-On-Produkte verlegt habe. Gegenüber Tabletten etc. haben sie außerdem noch den Vorteil, daß sie nicht erbrochen werden können!)

Stronghold und Program gibt es in unterschiedlich großen Ampullen, wobei von Program für die Kätzchen meist die kleinen mit 133 mg Wirkstoff ausreichend sind (bis 1,6 kg Gewicht). Bei Stronghold ist es billiger, eine Ampulle mit 0,75 ml auf 4 Kätzchen zu verteilen (oder vielleicht hat man ja auch selbst noch eine Katze, die mal wieder entwurmt werden sollte), als 2 Ampullen mit je 0,25 ml. Alle Medikamente bekommt man beim Tierarzt, nur Droncit gibt es auch rezeptfrei in der Apotheke (muß dort aber meist erst bestellt werden).

Weitere nützliche Medikamente, die man aber erst bei Bedarf beim Tierarzt holt, könnten sein:

Erstversorgung der Kätzchen

Irgendwann steht man dann also als stolze Katzenmama (oder Papa?) mit ein oder mehreren Transportboxen voller Katzenkinder da, vielleicht hat man sich die Kätzchen selbst ausgesucht und aus Kreta mitgebracht, vielleicht hat man aber auch gerade am Flughafen ein "Überraschungspaket" in Empfang genommen.

So könnte der Inhalt einer Transportbox aussehen (Ivan und Pamina September 2001) Vor Öffnen der Box sollte man bedenken, daß die Kätzchen meist 8 Stunden oder länger unterwegs waren. In dieser Zeit hatten sie weder Futter noch Wasser und auch kein Katzenklo, in der Box könnte es daher zu "Verunreinigungen" durch Kot (=Durchfall), Urin oder Erbrochenem gekommen sein. Unter Umständen müssen die Kätzchen also erst einmal einzeln aus der Box genommen und gebadet oder zumindest partiell abgewaschen werden. Dann sollte man ihnen natürlich zuerst das Katzenklo zeigen und Futter und Wasser anbieten, allerdings anfangs nur eine kleine Portion. Nach der langen Reise sind die Tiere oft ausgehungert und neigen dazu, zu hastig große Mengen hinunterzuschlingen, was leicht zu Blähungen und Durchfall führt.

Wenn sie sich etwas "akklimatisiert" haben, spätestens nach ein paar Stunden, sollte man dann mit dem Flohkamm auf die Suche gehen. Wird auch nur auf einem Tier ein lebender Floh gefunden, ist das große Flohprogramm angesagt, ansonsten reicht das kleine. Das große Flohprogramm bedeutet, daß alle Kätzchen sofort mit Stronghold (bzw. Advantage oder Frontline, wobei ich bei Frontline schon von unangenehmen Nebenwirkungen und mangelnder Wirksamkeit gehört habe, ich selbst habe keine Erfahrung damit) behandelt werden. Nach 1-2 Tagen werden sie dann ausgebürstet, alle Decken und Kissen an den Schlafplätzen werden ausgetauscht und der ganze Raum wird so gut wie möglich geputzt (gesaugt oder besser gewischt). Wird parallel dazu eine Hautpilz-Behandlung mit Program durchgeführt, ist die Sache damit erledigt, ansonsten muß nach 3-4 Wochen die Spot-On Behandlung wiederholt werden. Das kleine Flohprogramm ist mit einer Program-Behandlung bereits abgedeckt, ansonsten ist eine einmalige Gabe von Stronghold etc. (siehe oben) angesagt, auf die Putzorgie kann verzichtet werden.

Natürlich sollte man in den ersten Stunden die Kätzchen besonders gut beobachten. Machen sie einen munteren Eindruck oder wirken sie "wie erschlagen"? Wie ist der Kot, haben sie Durchfall, sind Bandwurmglieder oder Würmer zu entdecken? Ist irgend ein Auge rot entzündet, eitrig verklebt oder tränt? Kratzt sich ein Kätzchen viel, schüttelt oft den Kopf oder hält ihn schief? Wird viel genießt oder gehustet? Hat ein Tier (vielleicht noch sehr kleine) kahle Stellen im Fell oder sieht die Haut (vor allem am Kopf oder an den Ohren) irgendwo verändert aus, z.B. gerötet, geschwollen, schuppig oder von Schorf bedeckt? Wirkt irgend ein Kätzchen schwächlich, frißt nicht und spielt nicht, sollte man sofort zum Tierarzt gehen.

In den ersten 24-48 Stunden ist weiterhin empfehlenswert (die Reihenfolge soll jeder für sich entscheiden):

Wenn man dann irgendwann alle Kätzchen gesundgepflegt und aufgepäppelt hat kommt der schwerste Teil der Übung, man soll sie an liebevolle, tierschutzbewußte Mitmenschen vermitteln. Aber was ich dabei schon alles erlebt habe werde ich hier nicht mehr berichten, das ist eine andere Geschichte, und ich möchte niemanden verschrecken.


www.kretakatzen.de 19.12.2003 Top